Ehe man's so richtig gemerkt hat, ist der Unterschied
zwischen Stadt und Land abgeschafft. Der Dorfklatsch findet längst
besser in den Talkshows statt, die Außenseiter werden überall
gehetzt, und widersprochen wird schon lange nicht mehr.
"Unsere Medien" lassen in ihrer vielfältigen Einfalt
nur wenige kritische Abwechslungen zu. Hin und wieder tun mir
sogar Journalisten leid. Mit Flausen vom eigenen Stil und von
investigativem Journalismus im Kopf beginnen sie ihren Job und
stellen bald fest, dass sie zu schreiben haben, was Verleger und
Chefredakteur meinen. Das muss einem ja schließlich die
Lust am Schreiben nehmen und die Qualität der Arbeit dem
Nullpunkt nahebringen.
Die Gehässigkeit im Konkurrenzkampf der Menschen wird zur
Zeit wieder einmal stark gefordert und gefördert. Dass "der
Mensch dem Menschen ein Wolf sei", haben wir alle schon in
der Schule von dem philosophischen Gründervater Thomas Hobbes
gelernt. Der hat den Satz von Plutarch abgeschrieben, welcher
seinerseits damit ein römisches Sprichwort wiedergab.
Im "Zeitalter der Entdeckungen", der Ära der Unterwerfung,
aber auch Ausrottung fremder Völker auf der ganzen Erde durch
die (waffentechnisch) überlegenen Europäer fand im Inneren
Europas die große Hexenjagd statt. Die Wolfsgesellschaft
braucht äußere und innere Feinde, um zu überleben.
Mit Gewalt erhält sie sich aufrecht. Im letzten Jahrhundert
zeigte sie ihr wahres, nacktes Gesicht: eine bestialische Fratze.
Das Thema der Verfolgung der anderen, die nicht zu uns gehören,
ist also uralt. 2002 habe ich einige Aufsätze zum Thema "Hexenverfolgungen in Ostfriesland"geschrieben
und mich mit einem geschichtlichen Beitrag an einer Ausstellung
zum Thema in der Manninga-Burg in Krummhörn-Pewsum beteiligt.
In den Pewsumer Prozessen am Ende des 16. Jahrhunderts wurden
die Frauen zweier Bauern aus Loquard angeklagt. Die Kirche von
Krummhörn-Loquard stammt aus vor-reformatorischer, katholischer
Zeit. Der geschnitzte Passions-Altar wurde von Victor Freese am
Beginn des 16. Jahrhunderts gestiftet. Der damalige Pastor, der
ein eifriger Hexenjäger und Spion für den Grafen von
Ostfriesland war, hat in der Kirche gepredigt, und sicher haben
die Familien der beiden verfolgten Frauen zugehört. Sie können
hier ein Album des Altars und der Kirche
von Krummhörn-Loquard betrachten
In den Märchenbüchern meiner Kindheit
wurden die Hexen als häßliche alte Frauen mit Kopftuch
dargestellt. Ich erinnere mich noch genau an das Bild der bösen
Hexe, die Hänsel mästen und fressen wollte. Inzwischen sind Kopftücher seltener geworden und sollen bei muslimischen Lehrerinnen zur Entlassung oder zur Nicht-Einstellung führen. Ich finde, die Obrigkeit sollte sich aus Modefragen heraushalten und nicht Menschen wegen ihrer Kleidung oder wegen der dahinter vermuteten Einstellung diskriminieren. Wieso sollen Kopftücher verboten werden? Morgen kommen sie vielleicht wieder in Mode. Eine Ordensschwester darf schließlich auch in ihrer deutlicher erkennbaren Uniform unterrichten. |
Die frohe Botschaft "unserer
Elite". |
Seid optimistisch! Brecht endlich in Jubel aus! Kauft wie wild! |
Viele Menschen denken, heute sei alles anders,
humaner. Das ist eine Täuschung, die darauf beruht, dass
man nicht weit genug zu sehen bereit ist. Es stimmt, die Gaskammern
und Krematorien sind seit bald 60 Jahren nicht mehr im Einsatz.
Die Vernichtung der "Überflüssigen" geht heute
lautlos vor sich. Das erledigt der Markt. Er ist so frei. Millionen,
die wir nicht sehen, von denen wir nichts wissen, wenn wir es
nicht wollen, verhungern. Oder sie sterben an leicht heilbaren
Krankheiten. Das sind Menschen der sogenannten Dritten Welt, Menschen
dritter Klasse. Auch in den "Reform-Ländern" des
Osten wird die Lebenserwartung laufend gesenkt. Zwischen 1989
und 1994 starben dort 1,4 Millionen Einwohner zusätzlich.
Inzwischen sind die Bemühungen gewachsen, das Ausmaß
der Armut und des Elends auch in den reichen Ländern zu vergrößern.
Das mehrt (kurzfristig) den Reichtum weniger. Alles geschieht
unter dem Stichwort "Reformen". Tag für Tag wird
es uns allen eingebläut, Schlagwort für Schlagwort in
den Kopf gehämmert, morgens in der Zeitung, mittags im Radio
und abends im Fernsehen. Von Gleichschaltung kann dabei natürlich
keine Rede sein. Schließlich gibt es kein Reichspropaganda-Ministerium
mehr.
Ich beschäftige mich also mit den neumodischen,
aber auch uralten Krankheiten "Visionitis,
Reformitis & Bellizistik", die in herrschenden Kreisen
der "Wirtschaft" und ihrer Politiker in allen Parteien
sowie natürlich in der unkritischen Öffentlichkeit stark
um sich greifen. Und ich wende mich gern Gerhard, dem "Abkanzler",
zu, der zu Beginn jeder neuen Jagdsaison auf Arbeitslose, Kranke
und Alte das Halali bläst.
Zum Leben in der Provinz und zur Frage, gibt
es so etwas wie "Heimat", sollte es so etwas geben
oder sollte es nicht besser verboten werden, zwei kleine
Beiträge: "Leben im Heimatmuseum"
und "Meinungsbildung
in der Kleinstadt". Etwas länger ist mein Aufsatz "Wo geht es hier, bitte, zur Neuen Heimat?" . Aber da ich auch einige nette Leute in Ostfriesland kennengelernt habe, allerdings kaum unter den Honoratioren, und weil ich die Landschaft schön finde, habe ich ein kleines Ostfriesland-Album im Angebot. Es befindet sich jetzt auf meiner Bilderseite www.michael-skoruppa.gmxhome.de mit Fotos aus meinen Schweden-Urlauben und aus dem "geometrischen" Berlin. |
Meine Aphorismen muss man nicht am Stück
lesen. ab und zu mal ein bisschen schmökern, so unregelmäßig,
wie sie mir eingefallen sind.
Zum Schluss ein vor länger Zeit geschriebener Artikel zum
Thema Gebrauch und Missbrauch der Psychologie zur Massenmensch-Haltung
mit dem Titel "Käfige".
Mir scheint er gar nicht alt.
Wenn ich daran denke, daß Florian Gerster Psychologe ist...
Für Anregungen, Vorschläge, Beschwerden und Beschimpfungen
meine e-mail-Adresse:
Skoruppa(at)web.de, wobei (at) durch das bekannte Zeichen zu ersetzen
ist.