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Kopftuch-Verbot und Armuts-Prostitution Im Zeitalter
des Absolutismus vor 300 Jahren, als die damalige Obrigkeit,
die Fürsten, noch absolute Verfügungsgewalt über
das Leben ihrer Untertanen hatten, erließen sie strenge
Kleiderverordnungen. Was jemand anziehen durfte oder nicht, war bis in die kleinsten Einzelheiten geregelt. Die Einhaltung der Vorschriften wurde strengstens überwacht. |
Bis vor etwa 300 Jahren haben der Staat und Christen aller Konfessionen noch Hexen verbrannt. Die Märchenbücher meiner Kindheit malten das Bild der häßlichen Hexe, mit dem Kopftuch natürlich, die Hexe, die Hänsel mästen wollte, um ihn zu verspeisen. |
![]() Die alte Hexe mit dem unordentlichen Kopftuch |
Die Frauen in Algerien trugen während des Unabhängigkeitskriegs
gegen Frankreich wieder Kopftücher, auch wenn sie sie zuvor
abgelegt hatten. Die Kolonialherren hatten sie aufgefordert, das
Zeichen der Rückständigkeit abzulegen. Derweil folterten
und mordeten die aufgeklärten französischen Soldaten
mit modernsten Mitteln die Algerier, die für ihre Befreiung
kämpften.
Ich kann deshalb gut verstehen, daß der Westen im Kolonialkrieg
gegen den islamischen Terrorismus auch im Innern seine eigenen
fundamentalen christlich-abendländischen Werte durchsetzt,
jetzt, wo er der Mehrheit der Bevölkerung materiell nichts
mehr zu bieten hat, nichts mehr bieten will. Jetzt muß unsere
wehrhafte Demokratei in den entferntesten Gegenden der Welt mit
Waffengewalt verteidigt (?) werden.
Derweil gehen zu Hause immer mehr verarmte, überschuldete Frauen auf den Straßenstrich (Monitor, 29.1.2004, mit dem Beispiel Dortmund). Sie gehen anschaffen für Miete, Heizung, Strom, um sich und ihr Kind oder ihre Kinder irgendwie durchzubringen. So wie die Arbeit (sprich: die Menschen) in Deutschland immer billiger gemacht wird, so werden auch die Frauen immer billiger. Die Konkurrenz auf dem Straßen- und Kneipenstrich, in den Puffs, wächst. Eine halbe Million osteuropäischer Frauen sind in Westeuropa seit dem Sieg unseres überlegenen Systems dazugekommen.
Unternehmer, Politiker, Freier und Zuhälter haben allen Grund zum Feiern.
Die Mutter, die anschaffen geht, um sich und
ihr Kind über Wasser zu halten, hat wahrscheinlich andere
Sorgen als die, ob die islamische Lehrerin ihres Kindes ein Kopftuch
trägt. Und bei dem Geschwätz von PolitikerInnenn und
BischöfInnen über das Kopftuch als Zeichen der Unterdrückung
der Frau im Islam schaltet sie wohl besser den Fernseher ab, eh
sie ihn kaputtschlägt.
Wäre ich eine Frau, würde ich darüber nachdenken,
ob ich nicht mal ein Kopftuch tragen sollte - wie meine
Mutter vor über 60 Jahren. Vielleicht kommt das ja wieder
in Mode. Was macht bloß der Kultusminister, wenn eine nicht-muslimische
Frau, Lehrerin am Ende, ein Kopftuch trägt und sagt, das
gefiele ihr einfach? Brandmarkt er das als Feind-Propaganda, Landesverrat?
Läßt er sie auf die christlich-abendländischen
Grundwerte schwören? Oder darf sie als Christin ganz einfach
ein Kopftuch tragen?