Also wissen Sie, das ist ja alles sehr verzerrt,
was Sie da schreiben, Herr Schkopura, äh, wie war noch mal
der Name? Ach ja, Skoruppa. Aber Sie sind Deutscher? Ah, Schlesien,
Heimatvertriebener. Jaja, unsere besten Leute waren Heimatvertriebene.
Landsmannschaft und so. Ja, also, das ist doch alles sehr übertrieben.
Sehen Sie, in der Dritten Welt verhungern die Überflüssigen.
Millionen jedes Jahr. Was soll man tun? Und hier? Da leben sie
in Saus und Braus. Das kann doch nicht sein. Wir müssen doch
alle den Gürtel enger schnallen. Ich mußte auch letztes
Jahr 50 Leute entlassen.
Das kann doch nicht so weiter gehen. Wenn ich so an meinen Großvater
denke... In schwieriger Zeit hat er unsere Firma gegründet,
aus dem Nichts, 1938. Und in den entbehrungsreichen Zeiten des
Krieges hat er sie groß gemacht. Wir wollen das ja nicht
alles so wiederhaben, wie damals, 1:1. Ein bißchen
Demokratie hier und ein paar Sozialleistungen da. Das muß
schon sein. Die Leute sollen ja nicht verhungern.
Aber andererseits war's doch eine schöne Zeit. Krankengeld,
Rente, das gab's natürlich nicht für unsere Leute aus
dem KZ. Die Menschen wurden mit Haut und Haar und Goldzähnen
vom Staat verwertet. Aber das muß ja nicht sein, wie gesagt.
Sehn Sie! Jetzt dieser Krieg. Gefährdet den Absatz in den
USA. Muß doch nicht sein. Ging doch anders vor 4 Jahren.
Der Nie-wieder-Auschwitz-Joschka. Großartige Nummer. Sah
Verbrennungsöfen im Kosovo. Oder KZ-Rudi. Weckte Erinnerungen
an Chile. KZ im Stadion von Pristina. Serbische Soldateska, die
mit herausgeschnittenen Föten Fußball spielte. Das
war noch Klasse, wie Gerd die Vertrauensfrage stellte. Und heute
wollen sie ihr eigenes Süppchen kochen, statt vernünftig
zu sein und sich dem Starken unterzuordnen wie der Sozi Blair
das ganz richtig macht.
Ja, die guten alten Zeiten!